„Meeresgabe“ („Salt, Root and Roe”)

von Tim Price (Deutsch von Michael Raab)
Deutschsprachige Erstaufführung

Die eineiigen Zwillinge Iola und Anest leben zusammen in der walisischen Grafschaft Pembrokeshire in einem Haus am Meer. Das Alter hat besonders Iola fest im Griff, sie leidet an Demenz und verliert zunehmend den Kontakt zur Realität. Mal versteckt sie Geld in der Teekanne, mal geht sie aggressiv auf ihre Zwillingsschwester los, weil diese zu lange weg war. In einem lichten Moment schreibt Iola einen Abschiedsbrief an Anests Tochter Menna, die sofort kommt, um das Schlimmste zu verhindern. Bei ihrer Ankunft findet sie jedoch das Haus leer vor, eine groß angelegte Suchaktion setzt ein. Dabei trifft Menna auf ihre Jugendfreundin, die Polizistin Gerry - eine Wiederbegegnung mit Folgen. Und schließlich taucht das Zwillingspaar unvermittelt wieder auf.

Die Deutschsprachige Erstaufführung von „Meeresgabe“ des walisischen Autors Tim Price wird in der Übersetzung von Michael Raab präsentiert, der auch die Dramaturgie dieser Produktion übernimmt und über das 2011 im Londoner Donmar Warehouse uraufgeführte Stück sagt: „Bei „Meeresgabe“ fragte ich mich schon bei der ersten Lektüre verwundert, wo der Autor seine Inspiration dafür überhaupt herholte. Die Szenen der Zwillinge unter Wasser sind lyrisch in einer Weise verdichtet und elegant rhythmisiert, wie das kaum ein anderer englischsprachiger Dramatiker schreiben kann. Und die im häuslichen Bereich angesiedelten Passagen entwickeln eine ganz eigene atmosphärische Sogkraft, die der Regie weitaus größere szenische Möglichkeiten bietet, als ich es sonst von angloamerikanischen Texten gewöhnt bin.“

Es erscheint bemerkenswert, dass ein junger männlicher Dramatiker wie Tim Price sich dem Thema Demenz aus einer weiblichen Perspektive nähert. Demenz ist eine Krankheit, die mit der voranschreitenden Überalterung unserer Gesellschaft immer stärker in den Fokus gerät. In fast jeder Familie gibt es davon Betroffene, der Umgang mit den Erkrankten stellt sich als Aufgabe für alle Altersgruppen.

Am Freitag, den 28.09.2018, sind alle herzlich eingeladen zu einem Publikumsgespräch nach der Vorstellung mit dem Verein "Leben mit Demenz".

Aufführungsrechte bei HARTMANN & STAUFFACHER GmbH für Bühne, Film, Funk und Fernsehen Köln
Aufführungsdauer 1 Std. 40 Min.
In Kooperation mit dem Verein "Leben mit Demenz"

Besetzung

Iola Hughes:
Anest Owen:
Menna Hopkins:
Gerry Rowlands:

Uta Eckhardt
Corinna Schnabel
Birte Hebold
Iris Reinhardt Hassenzahl

Regie:
Raum:
Kostüme:
Musik:
Licht:
 
Sound:
Regiehospitanz:
Künstlerische Mitarbeit:
Dramaturgie/Übersetzung:
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit:
Website:

Regina Busch
Hannah von Eiff
Johanne Schröder
Theodor Köhler
Jan Hartmann,
Thomas Wortmann
Frank Marheineke
Mina Reinhardt Hassenzahl
Mascha Pitz
Michael Raab
Dörthe Krohn
Horst Wiese

Das Projekt wurde gefördert von:

Fotogalerie

Fotos: Tarkan Sener Gürsoy

In der Presse

(aus rechtlichen Gründen immer nur ausschnittweise)

Frankfurter Neue Presse, 02.10.2018

Das Meer hat den Menschen nur ausgeliehen

Das Publikum muss umziehen. Regisseurin Regina Busch und Bühnenbildnerin Hannah von Eiff von der Daedalus Company nutzen den Unterbau der Tribühne, die im Gallus Theater sonst den Zuschauern vorbehalten ist. Irgendwann sitzen Mutter und Tochter am Strand. Zur zarten Klaviermusik von Theodor Köhler versucht Menna auf Anest einzuwirken, während Iola Steine sammelt und sie vor den beiden aneinanderreiht. Das sind Bilder, die wirken.

Sensibel wird mit der Krankheit umgegangen, Iola nicht entmündigt, sondern von allen ernst genommen.

Autorin: Katja Sturm

Strandgut Theater, Januar 2019

„Auf Leben und Tod – Für Menschen mit Demenz-Symptomen vollzieht sich der Verlust der Welt keineswegs unbewusst. Entsprechend häufig reift dabei der Gedanke, diesem schmerzlichen Prozess mit dem Suizid zu begegnen. Beide Themen, Demenz und Freitod, greift der walisische Autor Tim Price in seinem Stück ‚Meeresgabe‘ auf und verknüpft es mit Mythen seiner Heimat. Das Meer habe ihn nur an das Land ausgeliehen, hat ihr Vater die symbiotisch verbundenen Zwillinge Anest und Iola von Kind an stets wissen lassen, sie selbst seien in einer Fischreuse gefunden worden. Bis er eines Tages spurlos verschwand. Alt geworden, entschließen sich die zwei, ihm zu folgen, weil die unter Demenz leidende Iola nicht mehr leben will und Anest ohne sie nicht leben kann. Hier setzt ein intensives, aber auch vielschichtiges Ringen um die Selbstbestimmung ein, das wir gleichsam hinter einem lyrischen Schleier walisischer Meeresmärchen und berührender, manchmal aber auch witziger Erinnerungen bis zurück in die frühe Kindheit erspüren. Corinna Schnabel (Anest) und Uta Eckhardt (Iola) setzen die unbezwingbare Nähe ihrer Figuren eindrucksvoll und glaubwürdig in Szene, besonders Eckhardts mentale An- und Abwesenheiten bestechen.“

Autor Winnie Geipert

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.10.2018

Spur der Steine – Daedalus Company spielt „Meeresgabe“ im Gallus Theater

Die Inszenierung der Daedalus Company setzt auf optische Reize und einnehmende Signale, auf eine Stehlenlandschaft mit dem zentral angelegten horizontalen Abgrund.

Autor Jürgen Richter

Frizz Bühne, Januar 2019

"Es handelt sich bei 'Meeresgabe' um eine lyrische und bildgewaltige Geschichte über Alter, Liebe und das Leben an sich. Tränen rührend, ohne in Kitsch abzudriften, entführt das Stück in eine Parallelwelt der walisischen Mystik des Meeres. Iolas und Anests besondere Geschwisterbeziehung gibt uns darüber hinaus wertvolle Einblicke in das Leben mit Demenz."

Autorin Sabine Kretzschmar