„Women in Sound &
Buy little buy less buy nothing at all“

ein Monolog von Claire Dowie, aus dem Englischen von Michael Raab
Deutschsprachige Erstaufführung

Daedalus Company feiert dieses Jahr 2020 ihr zehnjähriges Jubiläum. Und hat sich zum Ziel gesetzt, Frauen* in der Darstellenden Kunst und Musik zu fördern, denn die weibliche* Perspektive ist in beiden Bereichen nach wie vor deutlich unterrepräsentiert. Daedalus Company möchte so den bereits beschrittenen Gleichstellungsprozess unserer Gesellschaft trotz und gerade wegen der aktuellen Coronakrise unterstützen und weiter voranbringen.

Am 03. September 2020 hat der Erste Teil der Daedalus Company EMPOWERMENTX3_MIND|BODY|SOUL Trilogie unter der Regie von Regina Busch im Gallus Theater Frankfurt Premiere.

Der Monolog „Buy little buy less buy nothing at all“ der britischen Autorin Claire Dowie beschreibt den Selbstermächtigungsprozess einer Großstädter*in, gespielt von Randi Rettel, und begleitet sie auf ihrem Weg von einer konsumgetriebenen Primarkfetischistin  zu einer Frau*, die radikal der Konsumwelt entsagt mit allen damit verbundenen Konsequenzen.

Eine Live - Klanginstallation von Laila Gerhardt verknüpft den Monolog mit wegweisenden Musiker*innen unserer Zeit, u.a. der Pionierin der elektronischen Musik, Delia Derbyshire, gespielt von Karla Hennersdorf. Und die Performance Künstlerin Katharina Olt verkörpert dokumentarische und fiktive Figuren, die den Lebensweg der Großstädter*in und der Musiker*innen kreuzen. Der Abend folgt den spannenden und überraschenden Begegnungen dieser erfolgreichen Frauen*, deren Selbstermächtigungsprozesse ineinander verwoben sind und neue Sichtweisen auf weibliche Identitäten kreieren, Rollenstereotype entlarven und überschreiben.

Daedalus Company entwickelt ein besonderes Sound- und Lichtkonzept, angepasst an die spezielle Zuschauer*innenbestuhlung, welche wegen der Corona-Abstandsregeln notwendig ist.

Besetzung

Großstädter*in ohne Namen Luise Audersch

“Buy little buy less buy nothing at all”

Wegweisende Musiker*innen
Klempner*in, Klaus*, u.a.
Klangkünstlerin

Karla Hennersdorf
Katharina Olt
Laila Gerhardt

Regie:
Raum:
Kostüme:
Licht:
 
Live-Soundkonzept + Beratung:
Text Women in Sound:
Künstlerische Mitarbeit:
Übersetzung:
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit:
Fotos:
Website:

Regina Busch
Jones Falkenberg
Johanne Schröder
Jan Hartmann,
Thomas Wortmann
Niels Lanz
Regina Busch, Karla Hennersdorf
Mascha Pitz
Michael Raab
Dörthe Krohn
Catherine Lieser
Horst Wiese

Aufführungsrechte beim Merlin Verlag, Gifkendorf

Diese Produktion ist gefördert vom Kulturamt Frankfurt, dem Frauenreferat Frankfurt und dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, und erhielt im Juni 2020 den Preis der Naspa Stiftung "Initiative und Leistung". Ebenso ist die Produktion gefördert vom "Archiv Frau und Musik".

Das Projekt wurde gefördert von:

Fotogalerie

Fotos: Catherine Lieser

In der Presse

(aus rechtlichen Gründen immer nur ausschnittweise)

   

Strandgut, Juli/August 2020

Engagierte Flügelschläge

In ihrem 10. Jahr geht die Daedalus Company ganz auf die Frau – Die Flügel der Daedalus Company begannen im Jahr 2010 zu wachsen. Ausgangspunkt war die Inszenierung von Aki Kaurismäkis „I hired a Contract Killer“, der Regisseurin Regina Busch im Gallus Theater, von der das Strandgut voller Begeisterung für die Darstellerin Mandy Müller im Januar 2010 berichtete. Rund um Busch, Müller, den Schauspieler Christoph Stein und Beleuchter Jan Hartmann formierte sich ein Ensemble, das fortan miteinander Theater machen wollte und dies mit wechselndem Personal, aber gewachsenen Schwingen bis heute tut.

Die Arbeiten der professionellen Theatergruppe tragen unverkennbar die Handschrift von Regina Busch, die am Bremer Theater ihren Weg als Regisseurin einschlug und über Konstanz, New York und Köln nach Frankfurt am Main kam. Thematisch, so merkt man schnell, scheut die Regisseurin kein Thema. Henning Mankells „Lampedusa“ (Strandgut 4/2014) etwa handelt von Flucht, Rassismus, Vorurteilen und Medienmanipulation. „Olgas Raum“ von Dea Loher (StG 5/2015) erzählt die ungeheuerliche Geschichte der deutschen Kommunistin Olga Benario, die 1942 im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück ermordet wurde. In weiteren Inszenierungen wie das wunderbare „Spoonface Steinberg“ (StG 10/2017) mit Naja Marie Domsel und der Frankfurter Opernsängerin Britta Stallmeister oder „Meeresgabe“ (StG 1/2019) ging es um Krankheit und Tod.

Im Fokus der kommenden Arbeiten der Daedalus Company stehen die weithin noch immer unterrepräsentierte weibliche Perspektive und Schöpfungskraft in der Darstellenden Kunst und Musik. Für ihre anstehende 14. Daedalus Produktion hat die Regisseurin ein Werk ausgewählt, das Frauen in der Musik repräsentieren wird, den Monolog „Buy little buy less buy nothing at all“ der britischen Autorin Claire Dowie. Das auf der Bühne von vier Frauen (Randi Rettel, Laila Gerhardt, Katharina Olt, Karla Hennersdorf) aufgeführte Stück beschäftigt sich zugleich mit dem Thema Konsum und wird die deutschsprachige Erstaufführung (Übersetzer: Michael Raab). Es ist zudem der erste Teil einer Trilogie, die sich mit Selbstermächtigungsprozessen von Frauen auseinandersetzt.

Autor*innen: W. Geipert, D. Krohn

Strandgut Juni 2020

Frauen in den Fokus

Die Daedalus Company hinterfragt Rollenstereotypen – Die Daedalus Company, die dieses Jahr ihr zehntes Bühnenjubiläum feiert, will mit ihrer neuen Produktion Frauen in der Darstellenden Kunst und Musik stärken und ihre Erzählperspektive präsentieren. Regina Busch, Mascha Pitz, Johanne Schröder und Florence Ruckstuhl haben eine Trilogie erarbeitet: „EMPOWERMENTX3_ MIND|BODY|SOUL_Strategien zur Selbstermächtigung der Frau*“.

Alle drei Inszenierungen stellen verschiedene Aspekte von Empowerment in den Mittelpunkt, um Geschlechter-Stereotypen, wie Frau* in unserer Gesellschaft zu sein hat, zu durchbrechen und das Frau-Sein neu zu definieren. Der erste Trilogie-Teil „WOMEN IN SOUND. Buy little buy less buy nothing at all” von Claire Dowie ist eine deutschsprachige Erstaufführung, aus dem Englischen übersetzt von Michael Raab, unter der Regie von Regina Busch. Randi Rettel spielt darin eine von ihrer Kaufsucht getriebene Schnäppchenjägerin, die im Verlauf des Stückes radikal der Konsumwelt entsagt. Eine Live-Klanginstallation von Laila Gerhardt verknüpft die namenlose Großstädterin mit außergewöhnlichen Musikerinnen-Persönlichkeiten, die von Karla Hennersdorf verkörpert werden. Der Abend folgt einer fiktiven Begegnung dieser Frauen, deren erfolgreiche Strategien des Empowerment ineinander verwoben werden, um begrenzende Rollenbilder aufzudecken und neue Sichtweisen auf weibliche Identitäten zu ermöglichen.

Autor: Winnie Geipert

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14. September 2020

Lieber Gemüse

Die vier Frauen stehen in einer mit Flatterband markierten Baustelle, Männerterritorium. Zwischen Mörtelmischer und Steinhaufen zelebrieren sie ein Kartenspielritual, Männersache. Am Ende sind sie wieder zwischen Wäschetrockner und Bügelbrett angekommen, quasi ihrem Revier. Aber die eine bügelt mit dem Schuh, und die andere nutzt die Flügel des Trockengestells zum imaginären Abheben. Denn dazwischen haben sie Bewerbungsgespräche absolviert und Kaufanreize inhaliert und ihre Rolle als Produktiv- und Konsumfaktor reflektiert.

Es sind nicht materielle Nöte, die die Figuren deprimieren, der auf der Bühne ausgebreitete Müll signalisiert die Kollateralschäden der Überflussgesellschaft. Es ist der Abwehrreflex gegen Fremdsteuerung, der verlorene Glaube an den Segen der Konjunktur. Mit ansehnlichen Installationen und Lichteffekten, mit rhythmischen Percussionseinsätzen hilft die Inszenierung über nicht immer übersichtliche Assoziationen, über bis in den Krieg zurückgreifende Erinnerungen.

Autor Jürgen Richter

Frankfurter Rundschau, 6. September 2020

Sich selbst ermächtigen

Eine Baustelle mit Rollbühne und Absperrband, Zementmischer und Leiter, dazu Backsteine, drei Pylonen, ein Spaten und Mülltonnen beherrschen in der ersten Aufführung im Gallus-Theater seit März die Bühne. Eingerichtet hat sie Jones Falkenberg. Die Bau- und Baustellen-Symbolik liegt auf einer Linie mit dem, was Regina Busch (Regie) und die Daedalus Company zum Thema Selbstermächtigung der Frau angehen wollen. Die Wahrheit ist natürlich „auffer Baustelle“: der Bühne. Im Prolog-Bild zockt das Frauen- Quartett aus Luise Audersch, Karla Hennersdorff, Katharina Olt und Laila Gerhardt Karten: Quartett. Fast wie in der Werbung, wo der eine dem andern die Karriere um die Ohren pfeffert: mein Haus, meine Frau, mein Pferd, wer hat mehr? Zwischen diesen Frauen geht es um Konsum im Primark-Supermarkt (hier ins Nordwestzentrum verlegt), denn Karriere ist für Männer, wie sie sich bald anhören müssen.

Sind etwa wegweisende Musikerinnen wie Delia Derbyshire im Spiel, so zieht sich Laila Gerhardt als Figur an ihre Elektronik zurück und betreibt damit, was sie am liebsten tut: die Klanginstallation zur Regie. Hingegen verkörpern Karla Hennersdorf im grauen Kleid und Katharina Olt im rosa-beigen Hosenanzug mit Leidenschaft Figuren wie Derbyshire, Björk (feenhaft in buntem Netzstoff) oder auch den widerlichen Klaus, den Herrn der Besetzungscouch, der im Akkord Frauen zurechtstutzt. Am eindrucksvollsten ist die eingesprungene Luise Audersch. Wenn alle Vier in Masken à la „Pussy Riot“ (Kostüme: Johanne Schröder) durch die Gegend punken, vergeht uns die Favoritinnen-Kür schnell. Es bleibt der Eindruck einer solidarischen szenischen Übung.

Autor: Marcus Hladek

Frankfurter Neue Presse, 9. September 2020

Kosumrausch auf der Baustelle

„Wir würden ja gerne weiterspielen“, sagt Katharina Olt. Doch durch die Lohnarbeit sei so viel Haushalt liegen geblieben. Sogenannte Frauenthemen stehen zwar im Zentrum des Vier-Personen, doch es sind die der modernen Vertreterinnen, die sich auf dem Weg zur Selbstermächtigung und Erfolg auf verschiedenen Ebenen befinden. Da ist allen voran die Großstädterin, die von der krankheitsbedingt eingesprungenen Luise Audersch überzeugend gespielt, vom Konsumrausch getrieben die Primark-Filiale im Nordwestzentrum zum Paradies erklärt. Von einer DSDS-Variante aus mimt Karla Hennersdorf wegweisende Musikerinnen wie Björk und Delia Derbyshire und beschreibt in zeitweise einer Tüllwolke schwebend (Kostüme: Johanne Schröder) deren Biografie. Laila Gerhardt liefert den elektronischen Sound dazu. Die Szenerie von Jones Falkenberg mit rappelndem Betonmischer, rot-weißem Absperrband und Pylonen erinnert an eine Baustelle.

Autorin: Katja Sturm